Kältekick
Eisbaden erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Doch welche gesundheitlichen Vorteile bietet das Eintauchen ins kalte Nass – und wann ist Vorsicht geboten?
Bei diesen Temperaturen ins Wasser? Niemals!“ – das waren Anna Speisers Worte, als sie das erste Mal eine Einladung zum Eisbaden erhielt. Wie viele andere Menschen stand sie der Idee zunächst skeptisch gegenüber. Eiskaltes Wasser? Das klang alles andere als verlockend. Doch der Wunsch, ihre eigenen Grenzen zu überwinden und sich einer neuen Herausforderung zu stellen, siegte. „Ich nahm meinen inneren Schweinehund an die Leine und wagte den Gang ins Eiswasser. Die ersten Sekunden sind kaum zu beschreiben. Wortwörtlich bleibt einem anfangs die Luft weg, aber mit einer guten Atemtechnik erreicht man sehr schnell die ‚angenehme‘ Phase des Eisbadens“, berichtet die mittlerweile leidenschaftliche Eisbaderin. Seit Februar 2022 gehört das Eisbaden zu ihrer fast täglichen Routine, unabhängig von Wetter oder Stimmung. Regen, Sturm, Sonne – es gibt keine Ausreden. Was zunächst als Experiment begann, wurde für sie zu einer Leidenschaft, die ihr dabei hilft, gesund und glücklich über die Wintermonate zu kommen. Es ist nicht nur der Kältekick, der sie immer wieder zurück ins Wasser treibt, sondern auch das Gefühl der Lebensfreude und der mentalen Stärke, das sie aus diesen wenigen Minuten im Eiswasser zieht.
Gesundheitliche Vorteile
OA Dr. Rudolf Paumann, MSc, Internist am Landesklinikum Scheibbs, erklärt, warum Eisbaden derzeit so im Trend liegt. „Eisbaden, auch bekannt als Winterbaden oder Eisschwimmen, ist nicht nur eine moderne Freizeitbeschäftigung, sondern auch eine effektive Reiztherapie. Es gehört zu den Kneippanwendungen, bei denen Wasser als zentrales Element zur Stärkung des Körpers eingesetzt wird.“ Der Arzt unterstreicht die Vorteile des Eisbadens: „Durch regelmäßige Kälteexposition wird das Immunsystem gestärkt, und das Risiko von Infekten kann verringert werden. Besonders in den Wintermonaten, in denen unsere Abwehrkräfte auf Hochtouren arbeiten, kann Eisbaden den Körper widerstandsfähiger machen.“ Darüber hinaus kann durch Eisbaden auch ein positiver Effekt auf die Mitochondrien – die Energiekraftwerke unserer Zellen – erzielt werden. „Die Kälte trainiert unsere Zellen, effizienter zu arbeiten, was zu einem gesteigerten Energielevel führt.“ Doch Paumann mahnt gewisse Grundregeln ein: „Man sollte in guter gesundheitlicher Verfassung sein. Ratsam ist es, zuvor beispielsweise bereits Saunagänge mit anschließender Abkühlung versucht zu haben.“ Personen, die den Kältekick nicht mögen, können auch mit Wechselduschen oder flottem Spazierengehen in der frischen Luft ihren Kreislauf in Schwung bringen.
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Foto: © Philipp Monihart, ZVG