Lungenkrebs: Innovative Therapien bringen Hoffnung
Im Rahmen des Lungenkrebs-Awareness-Monats im November richtet sich der Blick auf bahnbrechende Fortschritte in der Lungenkrebsforschung. Mit über 5.000 Neudiagnosen pro Jahr und der höchsten Sterblichkeitsrate unter den Krebserkrankungen liegt das Lungenkarzinom weiterhin im Spitzenfeld epidemiologischer Erhebungen. Das Karl Landsteiner Institut für Lungenforschung und pneumologische Onkologie (KLI LFPO) an der Klinik Floridsdorf betreut aktuell 112 Patientinnen und Patienten im Rahmen klinischer Studien zu neuen Therapieansätzen, die das bisherige Behandlungsspektrum erweitern und Patientinnen und Patienten neue Hoffnung schenken.
Die Zukunft der Lungenkrebsbehandlung
Früher basierte die Lungenkrebsbehandlung vor allem auf der Chemotherapie, die oft starke Nebenwirkungen verursacht. Sie ist immer noch eine wichtige Säule, aber dank der Fortschritte, die durch die klinische Wissenschaft ermöglicht wurden, können heute gezielte Therapien eingesetzt werden. Diese greifen spezifisch bei bestimmten Tumormutationen ein und ermöglichen eine individualisierte Behandlung, die präziser und schonender ist. Ein Beispiel ist der Einsatz von sogenannten Antibody Drug Conjugates (ADCs): Während die herkömmliche Chemotherapie nicht zwischen gesunden und kranken Zellen unterscheidet, greifen ADCs gezielt nur die kranken Krebszellen an. Auch Weiterentwicklungen in der Immuntherapie – einer Behandlungsform, die das eigene Immunsystem dazu anleitet, die kranken Krebszellen zu bekämpfen – verbessern das Ergebnis für die Patientinnen und Patienten. Zahlen der Statistik Austria zeigen: Die Drei-Jahres-Überlebensrate konnte von 26,4 auf 34,5 Prozent gehoben werden. Das ist vor allem auf verbesserte Diagnostik und die neuen Therapiemöglichkeiten zurückzuführen.
Immuntherapie am Vormarsch
Als größtes, akademisches Projekt betreibt das KLI an der Klinik Floridsdorf gemeinsam mit den Lungenabteilungen der Kliniken Hietzing, Penzing und Ottakring das Lungenkrebsregister LALUCA. Zuletzt konnte eine Analyse daraus hervorgegangener Real-World-Daten zeigen, dass bei 96 Prozent aller Patientinnen und Patienten im Frühstadium, die vor ihrer Operation oder Strahlentherapie eine unterstützende Immuntherapie zur Chemotherapie erhielten, die Behandlung mit dem Ziel der Heilung abgeschlossen werden konnte. „Nach zwei Jahren Beobachtungszeitraum waren 80 Prozent dieser Patientinnen und Patienten weiterhin krebsfrei. Ältere Vergleichsdaten zur Behandlung ohne Immuntherapie zeigen dagegen nur 20 bis 50 Prozent Heilungschancen im genannten Zeitraum“, sagt OÄ Dr. Leyla Ay, Oberärztin an der pneumo-onkologischen Tagesklinik der Klinik Floridsdorf und Erstautorin der Studie. Besondere Bedeutung für all diese Therapien kommt der molekularpathologischen Analyse der Krebszellen zu. „Durch molekulare Analysen erfassen und beurteilen wir jeden Tumor individuell anhand spezifischer Merkmale. Diese sind für essenziell, um den Patientinnen und Patienten dann auch die maßgeschneiderten Therapien zur Verfügung stellen zu können, die den Tumor besser bekämpfen“, so Prim. Dr. Dagmar Krenbek, Vorständin des Instituts für Pathologie und Bakteriologie der Klinik Floridsdorf.
Einfachere Verabreichung
Ein weiterer Vorteil neuer Behandlungsmethoden liegt in der teilweise einfacheren Verabreichung. Während Chemo- aber auch Immuntherapien häufig mit langen Infusionszeiten verbunden sind, können viele zielgerichtete Therapeutika zuhause als Tabletten eingenommen werden. „Neben Tabletten können wir manchen Patientinnen und Patienten inzwischen auch Präparate zur Verfügung stellen, die durch eine einfache Injektion – ähnlich dem Stich bei einer Impfung – verabreicht werden. Das nimmt im Gegensatz zu mehrstündigen Infusionen nur wenige Minuten an der Klinik in Anspruch, was für die Menschen natürlich viel angenehmer ist, aber auch unser Personal entlastet“, erklärt Dr. Ay.
Text: Daniela Rittmannsberger ⎪ Foto: © Marco Sommer