Allein nach Tibet
Johann Günther ist 70+. Der vitale Professor aus Hinterbrühl ist ein Beispiel dafür, wie Lebensträume (spätestens) in der Pension wahr werden können.
Wenn er denken muss, steigt er aufs Rad. Und fährt mitunter auch ein paar tausende Kilometer ganz allein. Prof. Dr. Johann Günther braucht diese Auszeiten, um nachzudenken, um Neues zu entwickeln. Dass er daneben auch fit bleibt, ist eine angenehme Begleiterscheinung aus einer Kombination von Denken und Radeln. Vor ein paar Tagen kam er zurück von einem „Radausflug“, der ihn an die Südspitze Siziliens führte. „Ach, es waren grad mal 1.000 Kilometer“, winkt der Marketingfachmann und Medienwissenschafter aus
Hinterbrühl bescheiden ab. Doch mit dem Rad hat Johann Günther bereits fast den ganzen Kontinent bereist. Er fuhr damit zum Papst nach Rom, nach Finnland, Dänemark und möchte demnächst auch von St. Petersburg nach Murmansk radeln. Sport, und insbesondere das Radfahren, hat der umtriebige Professor immer gebraucht, um glücklich zu sein. Nebenbei schrieb er an die 50 Bücher und mehr als 200 Artikel in Fachzeitschriften.
In allen Häusern als Freund
So etwa kennt er sich im Oman bestens aus: Seine Freunde sind Uniprofessoren, Geschäftsleute, Ärzte, aber auch ansässige Bauern. Über drei Jahre lebte er mit seiner Familie im Oman und so war es ihm möglich, Menschen kennenzulernen, die touristischen Oman-Besuchern nie ihre Häuser öffnen würden. An die omanische Führerscheinprüfung, bei dem es beim Sehtest um das Erkennen von (arabischen) Buchstaben ging, erinnert er sich mit verschmitztem Lächeln. Seine Frau hat ihm dabei mit Einsagen geholfen, denn arabische Buchstaben, mögen sie auch auf Plakaten geschrieben sein, sind nicht jedermanns Sache.
Doch derartige Hürden waren und sind keine Hürden für den Professor. Auf von ihm veranstalteten Studienreisen führte er die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die Wüste, fuhr mit ihnen Ski und Jeep, führte durch den Kamelmarkt in Buraimi und durch renommierte Universitäten, in denen er ein- und ausgeht und in denen der Frauenanteil jenen ihrer männlichen Kollegen deutlich übersteigt.
Text: Doris Simhofer | Foto: ZVG
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